Vorbemerkung: Diesen Bericht verfasse ich im Dezember 2005, das Logbuch der Albatros liegt an Bord. Deshalb kann ich keine bestimmten Daten nennen.
Im Juli 2005 bei schönstem Sommerwetter und leichter Brise aus NE starten wir zu unserem Törn Richtung Osten. Wie Rasmus es so will, dreht der Wind auf Ost, d.h. gegen an nach Heiligenhafen. Die „Unterwassergenua“ muss mithelfen. Bei zunehmenden Ostwinden verbringen wir die ersten Urlaubstage in Heiligenhafen, um dann den Sprung nach Kühlungsborn zu wagen. Das ist eine schöne neue Marina mit Schwimmstegen und sehr breiten Boxen, guten sanitären Anlagen. Wer noch nicht in Mecklenburg-Vorpommern war – wie wir – ist begeistert von den restaurierten Hotels und Villen in diesem alten Kurort. Nebel zwingt uns zwei weitere Tage im Hafen zu bleiben, doch dann geht es nach Warnemünde.
Wir laufen den neuen Yachthafen „Hohe Düne“ an, der zu diesem Zeitpunkt zwar fertig gestellt, aber noch nicht offiziell eröffnet ist. Die landseitigen Anlagen sind noch im Bau, das Personal sehr hilfsbereit. Auch wenn man für die Überfahrt nach Warnemünde mit der Fähre 1,10 € pro Person und Fahrt zahlen muss, es lohnt sich, in „Hohe „Düne“ zu liegen. Schwimmstege mit Heckpfählen, großer Vorhafen, in dem man gut die Segel bergen kann wenn draußen zu hohe See steht (und die kann hoch sein, wir haben auf dem Rücktörn noch nie solche Wellen gesehen und das bei NW 7). Sehr gute sanitäre Anlagen und hilfsbereites Personal in der Hafenmeisterei.
Dann geht es bei weiter nach Darßer Ort. Einem Bericht in der „Yacht“ zufolge, hat der Verkehrsminister von M-V erklärt, dass der Hafen erhalten bleiben muss bis es eine andere Lösung gibt. Nun, wir laufen gegen 14 Uhr in Darßer Ort ein und freuen uns auf einen schönen Nachmittag am Strand. Doch dann beginnt der Ärger. Ich habe noch die Vorleinen in der Hand, da werden wir bereits von Mitarbeitern des WWF angesprochen, warum wir nicht weiter segeln, was wir für Probleme hätten, das hier wäre nur ein Nothafen. Nun, unsere Argumente, dass draußen inzwischen sich eine unangenehme See aufgebaut hat und wir froh seien, im Hafen festmachen zu können, werden Zähne knirschend akzeptiert. Aber es folgt noch die strikte Aufforderung: „Morgen bis 11 Uhr müssen Sie den Hafen verlassen haben.“ Mir ist erst einmal die Lust vergangen, zum Strand zu gehen. Wie wir später im Gespräch hören, sind die zwei niederländischen Yachten, die vor uns den Hafen angelaufen haben, in genau so rüder Weise angesprochen worden. Bei den niederländischen Seglern stellte sich die Frage: „Sind wir hier unerwünscht?“ Bis zum Abend füllte der Hafen sich noch, so dass ca. 60 Yachten dort lagen. Der Hafen ist wirklich nur ein Nothafen, Pixi-WC mit 50-Ct-Einlassgebühr, viele Mücken, aber Natur pur. Nur der Lärm vom 700 m entfernten Campingplatz ist zu hören.
Der Ostwind blieb uns treu, so dass wir auch nach Barhöft motoren müssen. Ein Hafen, der als Zwischenstation von bzw. nach Stralsund und nach Rügen genutzt wird. Kleiner Laden, in dem die notwendigsten Lebensmittel gekauft werden können, Schwimmstege und feste Brücken. Gegen Abend regelmäßig überbelegt. Sonst Natur pur.
Der nächste Hafen war Stralsund, City-Nord-Marina. Schwimmstege, voll belegt, jedes dritte Schiff ein Schwede. Hier konnten wir die Hilfsbereitschaft der Fahrtensegler untereinander erleben. Das Einlaufen in die Box bei starkem Seitenwind war für jeden Skipper Stress. Doch hilfsbereite Hände halfen. Einmal ein positives Erlebnis der ansonsten doch sehr zurückhaltenden Fahrtenskipper.
Von Stralsund ging es mit dem Ausflugsdampfer nach Hiddensee. (Wind: W 6-7). War ich froh, nicht das enge Fahrwasser befahren zu müssen. Man konnte von Oberdeck fast die Saling der vorbeifahrenden Segelboote anfassen. Und überall die Sände, auf denen sich die Möwen nieder ließen.
Unser Entschluss stand inzwischen fest, es geht zurück nach Zingst. Dort werden Andreas und sein Sohn zusteigen und eine Woche Urlaub machen. Ich musste für einige Tage nach Laboe. Inzwischen hatten wir beständige Westwindlage mit Starkwind. Nicht optimal, um die Boddengewässer nach Barth und Zingst zu befahren. Nach einigen Tagen des Wartens in Barhöft hieß es dann „Leinen los“ nach Zingst. Auf dieser Fahrt wurden dann auch die navigatorischen Kenntnisse gefragt: An welcher Seite kann ich einen Bagger passieren, der im engen Fahrwasser nach Barth die Fahrrinne ausbaggert? Wohlbehalten erreichten wir dann den Wasserwanderrastplatz Zingst. Wir erhielten einen Parkplatz zu gewiesen für unseren PKW, mit dem Andreas ja kommen sollte, da sonst kein Parken auf den Straßen außer an Parkuhren erlaubt ist. Ansonsten ein Hafen im Strom und Schilf, Sanitäranlagen ausreichend, aber nicht berauschend (Zeltplatzatmosphäre der 50iger Jahre), aber an der Ostseeseite ein wunderbarer langer, breiter Strand. Der Ort selbst sehr quirlig, voller Touristen, kaum ein Haus, das noch an die Zeiten vor 15 Jahren erinnert.
Von Zingst ging es dann wieder zurück nach Barhöft, um auf das richtige Wetter für den Absprung nach Warnemünde zu warten. Darßer Ort war für uns gestrichen. Wir waren ca. zehn Yachten, die Richtung Westen wollten und mussten uns in Geduld üben. Sieben Tage blies Rasmus aus West. Ein Motorsegler versuchte es trotzdem und wurde abends vom BGS wieder in den Hafen geschleppt. Motorprobleme.
Dann endlich war nur noch NW 5 angesagt und der große Aufbruch begann. Frühmorgens verließen wir den Hafen, mussten bis auf Höhe Darßer Ort motoren, da kein Wind war, doch dann kam das dicke Ende nach. W 6 mit einer Welle, die wir noch nicht erlebt hatten, machte uns das Leben schwer. Abgekämpft und müde erreichten wir gegen 18 Uhr Warnemünde „Hohe Düne“ und waren, froh, dass wir den Hafen schon kannten. Konnten wir doch jetzt im Schutz der hohen Steinmolen im Vorhafen die Segel bergen. In Warnemünde lagen wir acht Tage (die ganze Woche der „HanseSail“) und warteten auf besseres Wetter. Selbst die Schiffe der Sail gingen nicht hinaus auf die Ostsee, sondern machten an den Molenköpfen kehrt. Trotzdem gab es ein Todesopfer. Ein Skipper wurde über Bord gespült und nicht wieder gefunden.
Nach einem tollen Feuerwerk am Sonnabend Abend konnten wir dann endlich Sonntag früh Warnemünde verlassen. Flauer Wind aus Süd brachte uns dann mit Motorhilfe nach Heiligenhafen.
Da das Schießen in Putlos wieder begonnen hatte, warteten wir bis Mittwoch, um nicht den großen Bogen außen herum machen zu müssen. Laut Schießplan gab es kein Schießen am Mittwoch. Anfrage am morgen um 7:30 Uhr und 8 Uhr bei Todendorf Naval war negativ. Es antwortete niemand. Doch als wir auf Höhe des Warnturmes waren, fing dieses „Biest“ doch an zu blinken. Was nun? Brav, wie wir nun mal sind, wurde der Kurs geändert, um außen herum zu fahren. Ärgern tat uns aber, dass einige Boote, die nach uns ausgelaufen waren, die Warnzeichen missachteten, und doch durch das Schießgebiet liefen. Da der Wind inzwischen eingeschlafen war, motorten wir wacker auf unserem neuen Kurs, schnippelten dann aber doch etwa 2 sm innen, da kein Wachboot weit und breit zu sehen war. Wenn wir unter Motor laufen, können wir kein UKW-Funk hören, da die Lautstärke des Motors alles andere übertönt. Ca. 5 sm vor Laboe stellte Ingo dann auch noch fest, dass der Motor Kühlwasser verlor. Und das bei Flaute und spiegelglatter Ostsee. Nach dem er geschätzt hatte, dass wir wohl noch so gerade Laboe erreichen werden, ging es dann auf dem kürzesten Weg zurück in den Heimathafen.
Insgesamt eine interessante Fahrt mit vielen neuen Eindrücken. Liegegelder entsprechen in etwa denen von uns hier. Trinkwasser muss fast überall bezahlt werden. Doch so schnell zieht es mich nicht wieder an diese Küste. Die See, die sich dort schon bei wenig Wind aufbaut, ist doch gewaltig. Hinzu kommt die unfreundliche Behandlung in Darßer Ort. Unser nächstes Ziel wird – wenn die Gesundheit mitspielt – wieder Richtung Norden sein.
Astrid Grellert, Vorschoterin auf der SY Albatros