Die Vineta ist der Nachbau einer pommerschen Slup, die 1984/85 von meinem Großvater Kurt Fleischfresser und seinem Sohn Karl- Chr. Fleischfresser gebaut wurde.
Anfang Juli 2005 wurde die Vineta für einen längeren Segeltörn durch den Göta- Kanal in Schweden ausgerüstet, d.h. es wurde Proviant gekauft und verstaut, Brennstoff und Wasser gebunkert und noch andere Kleinigkeiten mussten erledigt werden. Die Seereise wurde in drei Törns eingeteilt, so dass die Crew nach ca. 1,5-2 Wochen ausgetauscht werden konnte.
Der erste Törn begann mit meinem Vater Karl- Chr. Fleischfresser und unserem Freund Torsten Buschewitz. Die beiden sind am Mittwoch, den 06.07.2005 an Bord gegangen. Sie haben noch die letzten Sachen verstaut und das Motor- und Getriebeöl überprüft. Nachmittags wurde dann beim Zoll ausklariert und die Familie und Freunde am Hafen verabschiedet. Kalli und Torsten mussten versuchen „viel Strecke" zu machen, also sind sie die erste Nacht durchgesegelt und auch an den darauf folgenden Tagen sind sie oft schon um fünf Uhr morgens aufgestanden und weitergesegelt.
In Skillinge, an der Südostküste Schwedens, haben die beiden mit der Vineta längsseits der Klara Marie (einem Bornholmschoner) festgemacht, die einst dem Bruder unseres verstorbenen Freundes Nils Madsen gehörte. Gegen Mittag am Sonntag, den 10.07.05 sind Kalli und Torsten auf Hanö angekommen, wo sie erst einmal einen Landgang zum Leuchtturm, zu der Drachenhöhle und nach Bönsnakken gemacht haben. Auf der Weiterfahrt während der nächsten Tage gab es Probleme mit dem Wellenflansch, also hieß es dann eine Werft zu suchen! In Bergvara (südl. Kalmarsund) wurden die Seemänner nach Ekenäs verwiesen, dort soll es eine Werft geben. Am gleichen Abend noch wurde die Vineta per Kran an Land gehievt und am nächsten Tag Propeller gezogen, Bolzen aufgebohrt und geschweißt. Alle Reparaturen waren ausgeführt und dann konnte es weitergehen!
Sonnabend, der 16.07.2005 CREWWECHSEL in Figeholm. Vorher musste aber schnell noch aufgeklart werden. Gegen Abend dann endlich sind meine Mutter Elke Lümje-Fleischfresser, mein Bruder Hannes Fleischfresser und der englische Cousin meiner Mutter Richard Freitag in Figeholm mit dem Auto angekommen. Natürlich mussten zuerst die mitgebrachten Lebensmittel verstaut werden und anschließend gab es ein kleines Grillfest. Elke hofft, dass sie in den nächsten Wochen Elche (=Schweden) zu Gesicht bekommen wird. Um 8 Uhr 30 am 17.07. haben die fünf gefrühstückt und danach wurde Torsten abgemustert. Er musste ja wieder zur Arbeit und das Auto nach Deutschland zurückbringen.
Am 14. Tag auf See sind es noch gut 25 sm bis zum Göta-Kanal (das sind ca 5 Stunden motoren mit der Vineta). Die traumhafte Fjordlandschaft mit den vielen bewaldeten Inseln an der Ostküste von Schweden wird von den Reisenden sehr genossen. In Mem am Ende des Fjords Slätbakken bezahlen wir die Göta-Kanal-Passage und laufen am Dienstag, den 19.07.05 um 17.45 Uhr in die erste Schleuse des Kanals, dem blauen Band Schwedens. Die Reise durch den Göta-Kanal wird auch mit der Reise durch das Wohnzimmer der Schweden beschrieben.
Mittwoch, 20.07.02: 11 Schleusen und 4 Brücken
Donnerstag, 21.07.05: 10 Schleusen und 7 Brücken - See Roxen und Schleusentreppe Berg mit 7 Schleusen hintereinander
Freitag, 22.07.05: 9 Schleusen und 10 Brücken
Sonnabend, 23.07.05: 5 Schleusen und l Brücke, die fünf Schleusen waren wie in Berg alle direkt hintereinander, die sogenannte Borenshult Schleusentreppe - Kurz hinter dieser Schleusentreppe gibt es Probleme mit der Wasserpumpe. Kalli und Elke sind im strömendem Regen von Boren nach Motala gewandert, um bei der Schiffswerft dort Ratschläge, Fett und einen neuen Keilriemen zubekommen.
Sonntag, 24.07.05: 1 Schleuse und 3 Brücken, hier lagen wir abends im Schlossgraben von Vadstena am Vättern (bekannt auch durch die heilige Birgitta)
Montag, 25.07.05: l Schleuse und 2 Brücken. Um 17 Uhr 40 wurde der höchste Punkt des Göta- Kanals erreicht, die VINETA ist nun 91,4 m über dem Meeresspiegel.
Dienstag, 26.07.05: 10 Schleusen und 12 Brücken hier wurde der See Viken durchquert, dies ist das landschaftlich schönste Gebiet des Göta- Kanals.
Mittwoch, 27.07.05: 10 Schleusen und 7 Brücken, aber das Abwärts-Schleusen ist nun sehr viel angenehmer, nachmittags wurde in Mariestad (Vänernsee) festgemacht.
Donnertag, 28.07.05: Kalli, Elke, Richard und Hannes sind nach Spiken motort und haben dort das Schloß Läckö besichtigt.
Freitag, 29.07.05: 1 Schleuse und 6 Brücken morgens wurde Ekens Skärgard (Schärengarten) verlassen und noch 7 Stunden über den Vänern motort, denn es sollte in die Göta Älv gehen, wo sich der Treffpunkt für den nächsten Crewwechsel befand. Abends wurde endlich in Trollhättan festgemacht.
Sonnabend, 30.07.05: CREWWECHSEL in Trollhättan. Natürlich wurde das Schiff wieder aufgeklart und danach unternahmen Elke und Kalli eine Wanderung nach Trollhättan-Stadt Gegen Abend sind dann unser Freund Lothar Kloß, sein Sohn Marcel Kloß und ich, Lina Fleischfresser; mit dem Auto in Trollhättan angekommen. Die mitgebrachten Sachen wurden wieder verstaut und abends endlich gegrillt. Am Sonntag, den 31.07.05 wurden Elke, Hannes und Richard verabschiedet, sie mussten ja das Auto wieder zurückbringen. Wir haben an dem Abend ca 15 km vor Göteborg in der Kungälv, vor der Bohuslän-Festung festgemacht. Auf der Strecke von Trollhättan bis zur Kungälv haben wir insgesamt 5 Schleusen, wobei eine Schleuse einen Hub von fast 7 Metern hat und l Brücke passiert. Am nächsten Tag sind wir in das Hafengebiet von Göteborg eingelaufen. Am Dienstag, den 02.08.05 wurde der Geburtstag von Kalli gefeiert. Wir haben an diesem Tag Göteborg hinter uns gelassen und sind in die Schären gesegelt, haben dann in einer Bucht südöstlich der Schäreninsel Vrängö den Anker fallengelassen.
Mittwoch, 03.08.05: unser Kurs führte uns zum Kungsbacka Fjord teilweise über das offene Kattegat:
Ja, Ja Dat Kattegat, dat Kattegat, dat mokt dem Skipper die Büxen natt
Nachmittags haben wir in Gottskär festgemacht und unsere schwedischen Freunde, die Farn. Kannenberg, kam auf die Vineta zu Besuch. Ein Ruhetag wurde erst am Freitag, den 05.08.05 eingelegt, da uns die Überfahrt vom letzten Tag noch in den Beinen steckte. Am Sonnabend, den 06.08.05 haben wir es geschafft, wir sind im Sund und bis nach Helsingör gesegelt, dort haben Lothar, Marcel und ich das Schloß von Helsingör besichtigt.
Gegen Mittag, am Sonntag, den 07.08.05, haben wir im Christianshavnkanal von Kopenhagen festgemacht. Typisch Papa! Er schafft es immer wieder in einer großen Stadt anzulegen, wenn ein Sonntag oder Feiertag ist und die Geschäfte geschlossen haben! Den Nachmittag über haben wir mit Sightseeing in Kopenhagen verbracht und uns abends mit Sabine Dedlow und ihrer Tochter Rykke zum Essen verabredet.
Doch was für ein lieber Vater; am Montag sollte es nach Dragör gehen und ich durfte mit dem Bus nachkommen und nutzte diese Zeit zum „Shoppen"! Als wir uns in Dragör trafen, war gerade noch Zeit für ein Tuborg, dann ging es auch schon weiter über die Kögebucht nach Rödvig.
Der 35. Tag von Kalli's Urlaubstörn brach an und wir sind um die Mittagszeit in Stubbeköbing angekommen, wo wir mit unseren dänischen Freunden Svend und Grete Kaffee und Kuchen hatten. Der dänische Wetterbericht hat für die nächsten Tage „Kuling", also Starkwind angesagt, jetzt heißt es aber schnell nach Hause. Donnerstag, der 11.08.05, wir segelten erst gegen Mittag los, da der Wind vorher so stark „geheult" hat. Am Freitag, den 12.08.05 sind wir von Lundeborg nach Mommark motort, dort gab es dann eine kleine Mittags- und Verschnaufpause und um 15 Uhr hieß es dann aber schon wieder Leinen los und weiter, Kurs Laboe. Wir wurden um 20 Uhr 15 von einigen Freunden im Hafen begrüßt und willkommen geheißen, denn es gab ja viel zu erzählen.
Insgesamt war Kalli 38 Tage mit der Vineta unterwegs. In dieser Zeit hat die Vineta ca. 1100 Seemeilen zurückgelegt, 64 Schleusen und 53 Brücken passiert.
Im Jahre 1978 hat Kalli dieselbe Tour mit seinen Eltern auf der Wollin mitgemacht, zu der Zeit brauchten sie allerdings nur 4 Wochen. Da fragt man sich doch, woran mag das wohl liegen? Zum ersten gab es zu der damaligen Zeit viel weniger Schiffsverkehr und fast keine Ausflugsdampfer, die natürlich im Kanal das Vorrecht haben, vor den privaten Segelschiffen und Motoryachten, die Schleusen zu benutzen. Zum zweiten wurden die Schleusen damals per Hand bedient, so dass man nicht auf die Öffnungszeiten der Schleusenwärter angewiesen war. Aber trotzdem, es ist unvergesslich, hat Spaß gemacht, war interessant und wir haben viele idyllische Orte und schöne Landschaften gesehen ==> nur keine ELCHE!!!!!!!!!!!!
Januar 2006
Lina Fleischfresser